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Von der Autorin bisher bei KBV erschienen:

Aachener Todesreigen

Ingrid Davis, (Jahrgang 1969), ist gebürtige Aachenerin und begann bereits im Alter von zehn Jahren mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, Novellen und Gedichten. Ihr Weg führte sie nach dem Studium Englischer Literatur und Geschichte jedoch zunächst nicht in die Schriftstellerei, sondern ins Marketing und Projektmanagement. Hauptberuflich ist sie auch heute noch als Marketingmanagerin tätig und lebt mit ihrem Partner in Aachen. Neben dem Krimischreiben verbringt sie ihre Freizeit gerne mit Reisen, Kino, Literatur und Strategiespielen.

Ingrid Davis

AACHENER
INTRIGEN

Britta Sanders zweiter Fall

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Originalausgabe

Für Marcel. Danke!

Inhalt

Über den Autor

PROLOG

DONNERSTAG, 10. NOVEMBER

FREITAG, 11. NOVEMBER

MONTAG, 14. NOVEMBER

DIENSTAG, 15. NOVEMBER

DONNERSTAG, 17. NOVEMBER

MITTWOCH, 23. NOVEMBER

DONNERSTAG, 24. NOVEMBER

FREITAG, 25. NOVEMBER

SAMSTAG, 26. NOVEMBER

MONTAG, 28. NOVEMBER

DIENSTAG, 29. NOVEMBER

MITTWOCH, 30. NOVEMBER

DONNERSTAG, 01. DEZEMBER

EPILOG

DANKE!

PROLOG

Er saß im Bademantel auf der abgewetzten Couch, die nackten Füße auf dem klapprigen Couchtisch, den er im Wohlfahrtsladen für ein paar Euro ergattert hatte. Wenigstens die Couch aus seinen Studententagen, die jahrelang im Hobbykeller stand, hatte seine Ex ihm gnädig überlassen – wo sie schon alles andere eingesackt hatte. Das Haus, das teurere der beiden Autos und die Kinder. Vielleicht hätte er sich doch einen Anwalt nehmen sollen, wie seine Ex. Der gestriegelte Typ im teuren Anzug hatte ihm nach allen Regeln der Kunst die Hosen ausgezogen, und als er es gemerkt hatte, war es schon zu spät. Ein Scheidungsanwalt aus Düsseldorf. Bezahlt mit seinem Geld, von dem er jeden Monat den größten Teil bei seiner Ex abliefern durfte.

Seit über einem halben Jahr wohnte er jetzt in dieser elendigen Drecksbude, mehr konnte er sich einfach nicht leisten. Wenigstens ein paar der Nachbarn waren nett, das war aber auch schon alles. Papierdünne Wände, durch die man live und in Farbe mitbekam, warum es hieß: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

Komm schon, im Moment sieht es doch gar nicht so schlecht aus, schalt er sich innerlich.

Er hatte sich wirklich gewundert, wie viele Sachen er für die erste Zahlung, die er vor einigen Tagen erhalten hatte, tatsächlich hatte kaufen können. Vielleicht lernte er doch langsam, mit weniger Geld auszukommen und mehr herauszuschlagen. Feilschen wäre ihm früher nie in den Sinn gekommen. Heute kaufte er nichts mehr, ohne zu feilschen. Und es klappte, fast immer. Zufrieden wanderten seine Augen über den riesigen Flachbildfernseher, den er einen Tag zuvor zusammen mit seinem Nachbarn die Treppe hochbugsiert hatte. Die Kinder würden vielleicht Augen machen, wenn sie das nächste Mal zu Besuch kamen – falls seine Ex sie denn in diesem Leben noch jemals zu ihm lassen würde. Ständig fiel ihr etwas Neues ein, warum er die Kinder am vereinbarten Wochenende nicht haben konnte. Wie heute auch. Und er hatte sich so drauf gefreut. Darauf, die Xbox zusammen mit den Zwergen auszupacken und der Kleinsten dabei zuzugucken, wie sie ihre neuen Duplosachen auswickelte. Vielleicht sollte er die zweite Zahlung, die jetzt anstand, besser für einen guten Anwalt ausgeben, der seine Besuchsrechte gegen seine Ex durchsetzte. Was nützte es schließlich, wenn er das Geld hatte, um Spielzeug zu kaufen, aber die Kinder nie da waren, um damit zu spielen. Na ja, wenigstens hatte das Geld noch für das Gerät gereicht, das er in all der Zeit am allermeisten vermisst hatte – eine richtige Kaffeemaschine. Zwölfhundert Euro war natürlich eine Menge Holz für einen Kaffeeautomaten, aber immerhin hatte er dreißig Prozent Rabatt herausgeschlagen. Nach den langen Monaten des Knapsens musste das einfach sein, und jeder Kaffee in den letzten drei Tagen war ein wahres Fest der Sinne gewesen.

Er hatte immer gewusst, dass seine Kenntnisse im Umgang mit Computern ihm ein gutes Auskommen sichern würden. Dass eine kleine IT-Dienstleistung von vielleicht zehn Minuten so gut bezahlt sein würde, dass sie, zumindest für eine Weile, aus seinem selbstverschuldeten Schlamassel heraushelfen würde, hätte er nicht gedacht. Okay, ganz legal war es natürlich nicht, aber soweit er es überblicken konnte, würde niemand wirklich zu Schaden kommen. Es ging nur um Geld. Und Geld war das ausschlaggebende Argument gewesen.

Er drehte sich nicht um, als er hinter sich Schritte durch die Türe kommen hörte. Sein Besuch hatte darauf bestanden, die Sektgläser höchstpersönlich abzuwaschen und wegzuräumen. Dagegen würde er sich ja nicht wehren – wann kam das schließlich schon mal vor?

Er hörte, wie sein Besuch den Jackenreißverschluss zuzog und von hinten an ihn herantrat, um sich zu verabschieden. Bevor er sich über den kalten Luftzug wundern konnte, krachte etwas Schweres mit Wucht auf seinen Hinterkopf und brach ihm den Schädel. Als der zweite Schlag niederging, kippte er wie ein Mehlsack zur Seite.

Dass die Wohnungstür zuklappte und sich schnelle Schritte durch das Treppenhaus entfernten, hörte er schon nicht mehr. Seine toten, gebrochenen Augen starrten unverwandt auf den neuen, glänzenden Flachbildfernseher.

DONNERSTAG, 10. NOVEMBER

17:00 Uhr

Ich hatte die Tür zur Detektei kaum aufgezogen, als Sammy schon durch den Türspalt schlüpfte und wie ein fellbesetzter, schwarzer Kugelblitz den Flur entlang in die Gemeinschaftsküche gefegt war.

Eins … zwei … dr…

»SAMMY!«, quietschte es erwartungsgemäß in schrillem Tonfall, »du kommst jetzt SOFORT … BRITTAAAAH!«

»Komme schon, komme schon«, rief ich meiner Kollegin Silke zu, die sich vermutlich gerade Sammys stürmischer Avancen erwehrte – die selbstverständlich Silkes Nachmittagssnack galten, nicht Silke selbst. »Alte Frau ist schließlich kein D-Zug.«

Ich beschleunigte meine Schritte etwas, und prompt ertönte Erics Stimme aus seinem und Marcs Büro. »Ach, hör mal, Marc. Käpt’n Ahab ist zurück! Klick, KLOCK, Klick, KLOCK.«

Beim letzten Klock traf Sammys vollgeschnuddelter Tennisball Erics Tastatur wie eine Bombe und verteilte den frischen Hundesabber gleichmäßig in alle Richtungen.

»Haben wir das Buch nicht zu Ende gelesen, Herr Lautenschläger? Käpt’n Ahab versteht nämlich bei seinem Holzbein überhaupt keinen Spaß«, grinste ich, zufrieden über den gelungenen Abwurf.

Außerdem ist das mit dem Humpeln gar nicht mehr sichtbar. Na ja, fast nicht mehr. Na gut, noch ein bisschen.

Eric und Marc guckten allerdings nicht auf mein Bein, das vor ein paar Monaten durch einen herabstürzenden Deckenbalken ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden war und sich immer noch in der Restgenesung befand. Stattdessen starrten sie entgeistert auf meine Arme, meine Jacke und das, was mal meine Jackenärmel gewesen waren. Die hingen traurig herunter und waren noch mit dem Unterholz gespickt, das ich noch nicht herausgeklaubt hatte.

»Was hast du denn gemacht?«, fragte Marc und vergaß dabei das Sandbrötchen, das er noch in der Hand hielt.

»Mit Sammy per Fahrrad jemanden observiert«, seufzte ich. »Es lief auch alles ganz super. Ehrlich, er lief ganz brav neben dem Rad her. Bis dieses Kaninchen vorbeigehoppelt kam. Dummerweise hatte ich die Leine nicht in der Hand, sondern am Lenker fest…«

»Lass mich raten«, gackerte Eric. »Ein plötzlicher Ruck und Sammy samt Fahrrad und Britta unterwegs Richtung Unterholz?« Wiehernd schlug er sich auf die Schenkel, den nassen Tennisball auf seinem Schreibtisch vergessend.

Marc grinste über alle vier Backen, wusste aber, was gut für ihn war, und biss hastig in sein wiederentdecktes Sandbrötchen.

»Du bist doch hoffentlich nicht auf dein lädiertes Bein gefallen?«, hörte ich hinter mir Silkes erschreckte Stimme.

»Nein, nein, alles okay«, beruhigte ich sie und drehte mich um. »Aber apropos lädiert – du hast doch hoffentlich nicht Sammy mit was Essbarem alleine in der Küche gelassen?«

Silkes schreckgeweitete Augen sagten alles, ebenso wie die zufriedenen Schlabbergeräusche, die jetzt unweigerlich an unsere Ohren drangen.

Seufzend wollte ich mich Richtung Küche aufmachen, als mein Handy die Star-Wars-Titelmelodie erklingen ließ.

»Wäre der Walkürenritt nicht der bessere Klingelton für dich?«, schlug Eric mit Unschuldsmiene vor, während ich aufs Display schaute und seine Frage geflissentlich ignorierte. Meine Schwester Petra.

»Pe, was gibt’s?«

»Du hast es nicht vergessen, oder?«

Vergessen, vergessen, was denn …

»Aaaaaaaaaaaahhh, der Martinszug. Ich bin in zehn Minuten da!« Ich beendete das Gespräch und wetzte durch den Flur zurück zur Eingangstür.

»Alles Weitere morgen, liebe Leute«, rief ich über die Schulter zurück, »ich hab Tick, Trick und Track versprochen, mit ihnen zum Martinszug zu gehen.«

Ich öffnete die Tür und sah mich um. Kein Sammy. Also rief ich das Zauberwort:

»SAMMY, Leckerchen!«

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Eine halbe Stunde später trudelte ich mit meinen drei Neffen im Schlepptau bei Sankt Gregorius ein, wo sich schon eine beachtliche Menschenmenge tummelte und eine fröhliche Ansammlung bunter Laternen in der Dunkelheit herumwippte. Auch das Pferd war schon da, nur vom Heiligen Martin war noch nichts zu sehen. Vor dem Café Middelberg versammelte ich die drei kleinen Strolche um mich, die gerade die Reste von ihren Weckmännern verputzten.

Ich bemühte mich um einen angemessen strengen Blick: »KEINER bewegt sich auch nur einen Schritt von meiner Seite, ist das klar?« Drei Engelsgesichter sahen mich unschuldig an und klimperten unisono mit den Wimpern, um zu signalisieren, dass sie selbstverständlich kein Wässerchen trüben konnten. »Keinen Schritt, Pip«, sagte ich zum Jüngsten, der mit seinen vier Jahren jetzt schon berühmt-berüchtigter war als seine Brüder.

»Ja, Tante Britta«, piepste er mit einem unschuldigen Augenaufschlag. Das hätte mir zu denken geben müssen.

»Ich verlass mich auf euch«, ermahnte ich den fünfjährigen Finn und den sechsjährigen Felix.

»Ja, Tante Britta«, trällerten die beiden im Chor. Das hätte mir noch mehr zu denken geben müssen.

»Gut, dann mal auf ins Getümmel, und passt auf, dass ihr in dem Gewühl nicht eure Laternen quetscht.« Finn und Felix würden mit ihren Wilde-Kerle-Laternen nicht weiter auffallen. Was der Heilige Martin allerdings zu Pips Darth-Vader-Laterne sagen würde, blieb abzuwarten.

Sammy hatte ich bei Petra und Gregor gelassen – drei Rabauken unter meinen Fittichen reichten für einen Abend. Als wir auf der anderen Straßenseite ankamen, zog ich mein Feuerzeug aus der Tasche und zündete die drei Laternenkerzen an. Darth Vaders grimmige Maske flackerte bedrohlich im Kerzenlicht, und als ein kleines Mädchen sich schreiend hinter ihrer Mutter versteckte, strahlte Pip zufrieden.

»So, so«, kratzte hinter mir eine knurrige Reibeisenstimme, »die dunkle Seite der Macht hat es auch noch rechtzeitig zum Martinszug geschafft. Fehlt ja nur noch der Imperator.«

Als ich mich umdrehte, stand hinter mir ein ungefähr siebenjähriges Mädchen mit blonden Zöpfen und einer wunderschönen, farbenfrohen Kugel-Laterne. Die Reibeisenstimme gehörte natürlich nicht ihr, sondern dem mittelgroßen, schwarzhaarigen und wie immer unrasierten Mann Mitte dreißig, der sie an der Hand hielt.

»Körber«, grinste ich. »Was machst du denn hier?« Kriminaloberkommissar Matthias Körber und ich waren uns im vergangenen Sommer bei den Ermittlungen zu einer mysteriösen Mordserie hier in Aachen begegnet und hatten uns trotz anfänglicher Meinungsverschiedenheiten schnell angefreundet.

Körber zog an seiner unvermeidlichen Zigarette und nickte mit dem Kopf in Richtung der drei Orgelpfeifen. »Ich nehme an, das Gleiche wie du – aufpassen, dass der Heilige Martin nicht von den kleinen Hosenscheißern überwältigt wird.«

»Ach, und da musstest du schon handfest eingreifen?«, konnte ich mir mit Blick auf das saftige Veilchen um sein rechtes Auge herum nicht verkneifen.

Körber blies den Rauch aus der Nase und brummelte etwas von einem widerspenstigen Übeltäter, den er in einem Handgemenge dingfest gemacht habe, als sich das Mädchen mit großen Augen zu ihm umdrehte und piepste: »Aber Onkel Matthias, Mama hat gesagt, du hättest einen Fußball aufs Auge bekommen.«

»Emmaaa«, stöhnte Körber.

»Aber Onkel Matthias«, sagte das kleine Mädchen stirnrunzelnd. »Du sagst doch immer, man soll nur die Wahrheit sagen.«

»Ja schon«, knurrte Körber, »aber doch nicht, wenn … ach, lassen wir das«, seufzte er. »Darf ich vorstellen, mein Patenkind und einzige Nichte Emma.«

Ich beugte mich zu Emma herunter und gab ihr die Hand. »Hallo, Emma, freut mich sehr, dich kennenzulernen. Ich bin Britta. Und das hier …« Ich drehte mich um und erstarrte mitten im Satz. Statt dreier vermeintlich unschuldiger Augenpaare war da nur noch eins.

O nein.

»Sag mal, waren das nicht eben noch drei?«, fragte Körber hilfreicherweise.

»Felix, wo sind Finn und Pip?« Hektisch ließ ich meine Augen über die wogende Menschenmenge schweifen.

»Ich weiß nicht genau, Tante Britta, irgendwo da hinten«, antwortete Felix mit einer wagen Kopfbewegung in Richtung des wohlbeleibten Heiligen Martin, der gerade mit viel Mühe und der Hilfe zahlreicher schiebender Hände auf seinen Gaul kraxelte. Zeigen konnte Felix nicht, denn er versuchte krampfhaft, die drei Laternen so zu halten, dass keine davon in Flammen aufging.

Oh-oh.

Ich drehte mich zu Körber um, der eine spöttische Augenbraue hob. »Ganz die Tante, wie? Kaum dreht man sich um …«

»So wie ich meine Neffen kenne, solltest du die Umgebung schon mal weiträumig absperren«, stöhnte ich. »Felix, du bleibst bei Onkel Körber hier und rührst dich nicht vom Fleck, ist das klar?«

Felix nickte ergeben und rückte ein paar Schritte näher an Körber heran, der ihm mit geübtem Griff zwei der Laternen abnahm. Als ich mich in die Menschenmenge stürzte, um die beiden Rabauken ausfindig zu machen, hörte ich gerade noch, wie Felix fragte: »Du bist wirklich ein echter Kommissar? Kann ich mal deine Pistole sehen?«

Entschuldigungen murmelnd, quetschte ich mich durch die wenigen Lücken in der Menge. An ein schnelles Vorankommen war bei dem Gewimmel überhaupt nicht zu denken. Ich blieb immer wieder stecken, hielt aber den Heiligen Martin fest im Blick. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass der dicke Heilige mit dem hochroten Kopf das Ziel meiner abtrünnigen Neffen war. Die Frage war nicht, ob sie etwas im Schilde führten, sondern was. Nur gut, dass jemand mit Pferdeverstand dafür gesorgt hatte, dass ein angemessener Abstand zwischen Pferd und Menschenmenge eingehalten wurde.

Ich hatte mich fast bis zu meinem Ziel vorgearbeitet, als das Rätsel gelöst wurde. Irgendwo rechts hinter dem lammfrommen Schimmel ertönte ein ohrenbetäubendes Knallen. Wie nicht anders zu erwarten, machten nicht nur die Umstehenden, sondern vor allem der Schimmel einen gewaltigen Satz, was den Heiligen Martin wie eine Kanonenkugel nach hinten aus dem Sattel schießen ließ. Na ja, vielleicht eher wie einen Mehlsack.

Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, wurde der Heilige Martin von fünf oder sechs Vätern mit einem lautstarken »Zuuu-gleich« wieder auf die Füße gehievt. Es sah Gott sei Dank so aus, als hätte außer seiner Würde nicht viel gelitten. Der etwas zu klein geratene Helm saß seitlich auf seinem Kopf wie ein Schluck Wasser in der Kurve, und der rote Mantel hing ihm in zwei Teilen von den Schultern.

Da hat er sich ja ein bisschen Arbeit gespart.

Im gleichen Moment entdeckte ich Finn und Pip, die sich gerade hochzufrieden abklatschten. Die beiden waren so stolz auf sich, dass sie mich erst bemerkten, als ich von hinten an sie herantrat und jedem ein Ohr lang zog – Strafe muss sein. »Wo habt ihr den Böller her?«, knurrte ich.

»Papa«, quiekte Pip und versuchte, den Zug auf sein Ohr zu verringern, indem er sich auf die Zehenspitzen stellte.

»Netter Versuch, Pip, aber ich weiß zufällig, dass euer Vater euch mit Sicherheit keinen Böller in die Hand drücken würde. Also?«

»Na jaaa, gegeben hat er ihn uns nicht direkt«, begann Finn vorsichtig.

»Aha. Also?«

»Ja also, Papa hat doch in seinem Bastelkeller diesen Schrank«, seufzte Finn.

»Du meinst den mit dem Sicherheitsschloss, von dem ihr die Finger lassen sollt?«

»Ja, Tante Britta, der, bei dem uns Papa mit der Todesstrafe droht, wenn wir drangehen«, piepste Pip fröhlich, nicht im Geringsten vom angedrohten Strafmaß beeindruckt.

»Und wie seid ihr an den Schlüssel gekommen?«, seufzte ich.

»Papa ist vorgestern der Schlüsselbund aus der Tasche gefallen, und er hat es nicht gemerkt. Wir wollten nur mal gucken, was in dem geheimnisvollen Schrank drin ist, ehrlich!«

»Und da waren die restlichen Silvesterböller von letztem Jahr drin«, schloss ich resigniert.

»Wir haben nur einen einzigen genommen, Tante Britta. Und … ähm … ein paar Wunderkerzen … und … ähm …«

»Okay, okay, den Rest will ich gar nicht mehr hören«, stöhnte ich. »Habt ihr noch irgendwas von dem Zeug dabei?«

Tapfer schüttelten beide trotz lang gezogener Ohren die Köpfe.

»Indianerehrenwort?«

»Indianerehrenwort«, krähten beide im Chor.

»Na gut«, knurrte ich. »Her mit dem Feuerzeug und dann ab zum Heiligen Martin, euch entschuldigen.«

Zwei entgeisterte Augenpaare starrten mich an.

»Ja, was habt ihr denn gedacht? Der arme Mann ist euretwegen mit Karacho vom Gaul geflogen und hätte sich wer weiß was brechen können. Also los jetzt – wer Sch… Mist baut, hat dafür geradezustehen.« Energisch schob ich die beiden in Richtung des gewaltigen Heiligen, dessen Kopf inzwischen eine noch dunklere Rotschattierung angenommen hatte.

»Ich sag ja, ganz die Tante«, erklang Körbers Stimme hinter mir. Er schob sich neben mich, in der rechten Hand immer noch die Laternen der beiden Übeltäter, im Schlepptau Emma und Felix, die sich unterhielten und zusammen kicherten, als würden sie sich seit Jahren kennen.

»Der Herr Heilige hat bestimmt ein Knalltrauma«, seufzte ich.

»Und der Gaul erst«, bemerkte Körber trocken und beobachtete interessiert den Heiligen Martin, der unterstützt durch die halbe Gemeinde und einen Haufen lauter Flüche immer noch versuchte, den wild schnaubenden Schimmel wieder einzufangen. »Wenn ich mir allerdings das Format unseres Heiligen ansehe, könnte es auch sein, dass das arme Viech einfach froh ist, die hundertvierzig Kilo vom Puckel zu haben.«

Schwergewichtig mochte der Heilige Martin sein, aber offenbar hatte er auch ein großes Herz für Lausbuben. Die beiden Attentäter kamen gerade bei ihm an, als er wieder auf sein Ross gehievt wurde – diesmal schoben drei von hinten, und drei weitere zogen von der anderen Seite.

Nächstes Mal vielleicht eine Seilwinde?

Als sich Finn und Pip mit gesenkten Köpfen und brav auf dem Rücken gefalteten Händen aufrichtig entschuldigten und dem verschreckten Schimmel einen Apfel anboten, war der gute Mann so gerührt, dass die drei Knallfrösche samt Emma den Martinszug direkt hinter ihm anführen durften. Das großmütige Lächeln gefror dem Heiligen Martin zwar etwas, als er die Darth-Vader-Laterne sah, aber er gab sich einen mannhaften Ruck, klopfte seinem Pferd den verschwitzten Hals, und endlich konnte der Zug, begleitet von inbrünstigem Gesang, beginnen. Nur gut, dass Körber seinen Lebensunterhalt nicht mit Singen verdienen musste …

FREITAG, 11. NOVEMBER

08:05 Uhr

Silke fuhr gerade ihren PC hoch, als ich Sammy in unser Büro folgte. Die unvermeidliche Wartezeit, bis Silkes alte Gurke startklar war, vertrieb sie sich damit, Sammy an den Ohren zu zupfen, der dabei vor Verzückung fast in Ohnmacht fiel.

Als ich an den großen Schiebeschrank hinter meinem Schreibtisch herantrat, wurde Silke aufmerksam.

»Nanu? Der große Kleiderschrank? Hab ich was verpasst?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Mal sehen. Wir haben gleich einen Kundentermin – irgendeins von diesen Technologie-Unternehmen hat einen Maulwurf, der ihre Forschungsergebnisse an die Konkurrenz verkauft. Wenn alles gut läuft, kommt der ganze Kram hier vielleicht mal wieder zum Einsatz.«

Ich zog die Schiebetür der großen Schrankwand auf und warf einen skeptischen Blick auf die diversen Hosenanzüge und Kostüme, Blusen, Pumps und Handtaschen. »Ich wusste, es gab einen Haken«, seufzte ich. Allein der Gedanke, bei den Außentemperaturen in Kostümchen und Blüschen herumzustöckeln, verdarb mir schon die Laune. Und beim Blick auf die hochhackigen Schuhe hätte ich schwören können, dass sich mein ramponiertes Bein protestierend zu Wort meldete.

Während ich noch zwischen den verschiedenen Kleiderbügeln herumwühlte, um die richtige Wahl für den anstehenden Termin zu treffen, fragte Silke: »Warum hast du den ganzen Kram eigentlich hier im Büro?«

»Na, kannst du mir mal verraten, was ich zu Hause mit dem ganzen Plunder soll? Fällt mir ja nicht im Traum ein, so was freiwillig anzuziehen.« Ich zog ein graues, schlicht geschnittenes Kostüm aus dem Schrank. »Das hier?«

»Ja, sehr gut«, bestätigte Silke. »Und dazu die pinke Bluse.«

»Wirklich?«, stöhnte ich gequält.

»Doch, doch«, feixte Eric von der Tür her. »Der Inbegriff der Eleganz in Grau und dazu ein dezenter Farbtupfer, der Ihren Teint ganz sanft zur Geltung bringt«, näselte er in bester Modefachverkäuferinnenmanier.

»Das nennst du DEZENT?«, kreischte ich, als ich das pinkfarbene Ungetüm aus dem Schrank zog.

»Na ja, vielleicht nicht ganz so dezent wie … öhm … es zuerst im Schrank aussah«, gab er grinsend zu. »Warum hast du das Ding denn überhaupt gekauft, wenn dir schon das Anfassen einen Herpes ins Gesicht zaubert?«

»Ach, was weiß denn ich? Rein ins Geschäft, ein paar Sachen gegriffen und nix wie wieder raus«, nuschelte ich. »Ich HASSE Klamotten kaufen.«

»Das sieht man«, konterte Eric trocken und klatschte sich mit Marc ab, der natürlich unweigerlich den Stimmen gefolgt war, um zu sehen, ob er was verpasste.

»Hier – ein kleiner Gruß aus der Küche«, antwortete ich, während die pinkfarbene Bluse samt Kleiderbügel auf Erics Gesicht landete.

»Also meine Herrschaften!« Marc klatschte in die Hände. »Wenn ich denn hier doch mal um ein bisschen Disziplin und Ernsthaftigkeit bitten dürfte. Britta, nimm die blaue. Herpes beim ersten Kundentermin ist immer ganz schlecht. Und dann wollen wir mal zu den wirklich wichtigen Fragen übergehen: Welche Perücke?«

»Wie, welche Perücke?«, protestierte ich. »Ich brauch doch keine …« Mein Blick fiel in den frauhohen Spiegel auf der Innenseite der Schranktür. Nachdem ich einige Wochen zuvor in einen Hausbrand geraten war, hatte nur noch eine Notrasur geholfen. Immerhin hatten sich schon wieder drei Zentimeter Haare nach draußen getraut. »Na ja, vielleicht doch was dran«, brummte ich missmutig.

»Außerdem hat eine Perücke den Vorteil, dass dich auch keiner so schnell erkennt. Immerhin warst du neulich groß in der Lokalzeitung, mit Frisur Marke gerupftes Huhn. Die nachgewachsenen Augenbrauen alleine machen nicht wirklich eine gute Tarnung«, klugscheißerte Marc weiter.

»Schon gut, schon gut.« Resigniert schob ich eine weitere Schiebetür im Inneren des Schrankes auf, und dahinter kamen zwei Perückenköpfe mit Bedeckung zum Vorschein. Ich griff reflexartig zur kastanienroten Langhaarperücke.

»Nix da«, protestierte Silke. »Die kurze, blonde ist viel besser.«

»Meinst du?« Ich beäugte die elegante Kurzhaarfrisur skeptisch. »Bei Kurzhaarfrisuren sieht man immer so schnell, dass es eine Perücke ist.«

»Nicht, wenn du mich machen lässt.«

Ich hörte, wie hinter mir Sammy unsanft von seinem Platz vertrieben wurde, dann tauchte Silke neben mir auf.

»Setzen«, befahl sie und zeigte auf meinen Bürostuhl.

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Sammy sich gehorsam auf den Hintern setzte und uns treuherzig ansah. Unglaublich.

Silke nahm die Perücke und die zugehörige Perückenkappe aus dem Schrank und machte sich an die Arbeit. Erst stülpte sie mir die Perückenkappe fachgerecht über den Kopf, setzte danach mit viel Brimborium die Perücke drauf, und nach einigem Ziepen und Zupfen hier und da saß das Ding bombenfest.

Ich drehte mich um und sah wieder in den Spiegel. »Nett, Sie kennenzulernen«, grinste ich, während ich den Kopf hin und her drehte, um meine Tarnung von allen Seiten zu begutachten. »Ich erkenn mich jedenfalls nicht wieder.«

»Prächtig«, sagte Silke zufrieden. »So soll das sein.«

»Jetzt muss nur noch das Benehmen zur Frisur passen«, kalauerte Eric.

»Und jetzt noch …« Silke ignorierte Erics Einwurf elegant, drehte sich um und zog suchend ein paar Schubladen auf. »Hier war doch irgendwo … aaaah ja.« Zufrieden wühlte sie in einer flachen Schublade herum und tauchte mit einer großen, schwarzen Hornbrille wieder auf, die sie mir wie ein Optiker mit einem geübten Schwung auf die Nase setzte. »Perfekt. Groß genug, um dein Gesicht in der Wahrnehmung deutlich zu verändern, aber 08/15, weil jede zweite Frau in unserem Alter genau diese Brille trägt.«

Ich nahm das Ungetüm wieder ab. »Entweder ich hab Grauen Star, oder das Ding muss erst mal gewienert werden.« Skeptisch beäugte ich das Fensterglas im Rahmen gegen das graue Novemberlicht, das durch unser Bürofenster fiel, und rieb es dann ein paar Mal an meinem T-Shirt rauf und runter.

»So putzt man doch keine Brille«, stöhnte Silke, nahm mir das Nasenfahrrad ab und unterzog es einer gekonnten Generalreinigung.

»Ja, was weiß denn ich, wie man eine Brille putzt«, maulte ich. »Stört doch nur, das doofe Ding.«

»Mag sein«, sagte Eric, »aber du brauchst mehr Tarnung als sonst. Wenn du brav bist, nehme ich das passende Herrenmodell. Dann gehen wir im Partnerlook.«

»Na, das hätte mir gerade noch gefehlt«, schnaubte ich. »DU musst wahrscheinlich keine Perücke tragen, wie?«

»Mich kennt ja keiner«, feixte Eric. »Aber ich will ja mal nicht so sein – dir zuliebe nehme ich auch eine Brille. Ich weiß schon das perfekte Modell für den Herrn Unternehmensberater«, schloss er zufrieden.

»Als was gehst du denn diesmal?«, fragte mich Silke gespannt, als würden wir über mein nächstes Karnevalskostüm reden.

Ich grinste, setzte meine neue Brille wieder auf und drehte mich zum Spiegel zurück: »Das müssen wir noch mit dem Kunden besprechen, aber ich glaub, mir ist heute mal nach Marketing-Tante.« Beim Blick auf mein Spiegelbild, das nicht mehr viel mit mir zu tun hatte, konnte man es sogar fast glauben. »So, und jetzt raus hier, die Herren. Ich muss mich umziehen – ich habe schließlich nicht mehr viel Zeit, um herauszufinden, wie ich in diesen Mörderschuhen gehen soll, ohne mir das Genick zu brechen.«

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Um Punkt zehn Uhr klingelte es an der Tür. Eric und ich hatten es uns in unseren Undercover-Kostümen im Konferenzraum bequem gemacht und dem Printenarrangement bereits beträchtlichen Schaden zugefügt. Als es klingelte, versuchten wir hektisch, die auffällig großen Löcher auf dem Printenteller wieder zu schließen, was nur mittelprächtig gelang.

Wenn wir uns inkognito in ein Unternehmen einschleusten, machten wir es – wenn irgend möglich – so, dass auch der Kunde, der uns beauftragte, unsere wahre Identität erst nach Ende der Ermittlungen erfuhr. So war sichergestellt, dass sich keiner verplapperte oder sonst wie unbeabsichtigt verriet, dass die Namen, unter denen wir unterwegs waren, nicht die unseren waren.

Eric war schon seit einigen Jahren als selbstständiger Unternehmensberater Roderich Müller-Schwan unterwegs. Mit dem vermeintlichen Beratungsschwerpunkt »Prozessmanagement« konnte er sich in fast jedem Unternehmen nützlich machen und bei der Suche nach Lug und Betrug in fast alle Unternehmensbereiche hineinschauen. Der Nachteil dieser Rolle war, dass viele Mitarbeiter einem Unternehmensberater erst einmal misstrauisch gegenüberstanden, denn Beratungsprozesse bedeuteten für die Belegschaft nicht unbedingt eine Verbesserung. Sie fürchteten um ihre Position oder schlimmer noch um ihren Arbeitsplatz, und da niemand wusste, ob die Prozessänderungen sich positiv oder negativ auswirken würden, stand man dem identifizierbaren Boten der Veränderung erst einmal skeptisch gegenüber.

Und hier kam ich dann in meiner Rolle als Franziska Decker ins Spiel. Erschien ein Unternehmensberater im Haus, entstanden Unruhe und Unsicherheit. Es wurde noch mehr geredet und getratscht als sonst auch schon, und die Gerüchteküche brodelte. Dadurch, dass viele Mitarbeiter aufgewühlt waren, öffneten sie sich auch eher Personen, die sie vielleicht noch nicht so gut kannten. Deshalb wurde eine zweite Person als neue Mitarbeiterin ins Unternehmen geschleust, die ein Bad in der Menge nahm und in der aufgescheuchten Stimmung Informationen sammeln konnte, die ihr sonst nicht so leicht zugänglich gewesen wären. So weit die Theorie. Klappen tat das nicht immer. Aber immer öfter.

Welche Rolle diese zweite Person – in unserem Fall also Franziska – spielte, hing immer vom Unternehmen ab und von dem Problem, das es zu lösen galt. Außerdem musste es eine Position sein, in der man sich, ohne Verdacht zu erregen, möglichst frei im Unternehmen bewegen konnte und im Rahmen der vermeintlichen beruflichen Tätigkeit mit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt kommen konnte.

Jetzt waren wir sehr gespannt auf die beiden Geschäftsführer der Memento GmbH, eines Aachener Technologie-Unternehmens, das mit Forschung und Entwicklung im Bereich Nanotechnologie seine Brötchen verdiente.

Zu unserer großen Erleichterung hatte unser Faktotum – Entschuldigung, Geschäftsführer – Fritz Schniedewitz bereits das Haus für ein »Geschäftsfrühstück« verlassen, so dass auf dem Flur keine peinlichen Begegnungen zu befürchten waren. Kollegin Steffi hatte den Herrschaften die Tür geöffnet und brachte sie mit professionell-freundlichem Smalltalk zum Konferenzraum. Normalerweise hätte ich das selbst gemacht, aber ich war auf den höllischen Stöckelschuhen schon dreimal umgeklinkt und dachte, ein spektakulärer Sturz im Korridor wäre kein guter Anfang für eine Geschäftsbeziehung.

Hinter Steffi betrat mein bester Freund Tahar Karim als Erster den Raum. Tahar, waschechter Franzose und nach dem Informatik-Studium in Aachen hängen geblieben, arbeitete seit vielen Jahren als freier IT-Berater für Memento und hatte uns ins Spiel gebracht, als es um Optionen ging, den diebischen Maulwurf zur Strecke zu bringen.

Tahars schwarze Locken waren wie immer verstrubbelt, Hemd und Jackett dagegen ein eher ungewohnter Anblick. Er trat ein, begrüßte Eric und sah sich suchend um.

Eric war trotz ungewohntem, dunkelblauem Dreiteiler und schmaler, karamellfarbener Hornbrille immer noch als Eric erkennbar. Bei mir musste selbst Tahar zweimal hingucken, bis er mich erkannte. Ich grinste zufrieden und zog dann hastig meine Gesichtszüge wieder gerade, als die drei Herrschaften von der Memento GmbH den Raum betraten.

Wir standen beide auf. Eric war zuerst an der Tür.

»Roderich Müller-Schwan«, beschallte er sie lautstark, während er ihnen die Hände schüttelte, und drehte sich dann schwungvoll zu mir um. »Und das ist meine Kollegin Franziska Decker.« Ich stöckelte auf die drei Gestalten zu und betete, dass ich alle Umklinker des Tages schon hinter mir hatte.

Der größere der beiden Männer, ein Endfünfziger, grau meliert mit gepflegtem Vollbart und Brille, stellte sich als »Hartmut Messner, Geschäftsführer« vor; der andere als »Rainer Messner, Geschäftsführer«, was es fast nicht gebraucht hätte, denn trotz fehlendem Bart und Brille war die Familienähnlichkeit zu Hartmut unverkennbar. Wer von beiden der Ältere war, war auf den ersten Blick nicht auszumachen.

Zuletzt reichte mir die einzige Frau im Dreierbund ihre knochige Klaue. »Waltraud Nieland, angenehm.«

Hochaufgeschossen, mager, graues Haar im strengen Knoten und ein stahlgrauer Blick, der einen Habicht vor Neid erblassen lassen würde. Für einen kurzen Augenblick dachte ich, meine Mutter sei wiederauferstanden, und das professionelle Lächeln auf meinem Gesicht fror kurzzeitig ein.

Ich schüttelte mich innerlich und reichte dem Habicht die Hand, als wäre alles in feinster Ordnung, und bat unsere Besucher Platz zu nehmen. Das löste aus irgendeinem Grund ein hektisches Hin und Her aus, bei dem sich erst einmal alle gegenseitig im Weg standen. Schließlich saß aber alles, mit Kaffee und Wasser versorgt, und Steffi schloss leise die Tür hinter sich.

»So, noch einmal herzlich Willkommen bei der Detektei Schniedewitz und Schniedewitz«, begann ich. »Herr Karim hat uns ja bereits vorab gebrieft, worum es geht. Und er hat, soweit ich weiß, bereits mit Ihnen besprochen, dass Herr Müller-Schwan hier«, Eric setzte sein gewinnendstes »Ich-bin-Unternehmensberater-und-weiß-alles-besser«-Lächeln auf, »und meine Wenigkeit die Personen sind, die ins Unternehmen eingeschleust würden. Bevor wir aber besprechen, wie genau das vonstattengeht, schlage ich vor, dass Sie uns das konkrete Problem noch einmal in Ihren eigenen Worten schildern.« Ich sah die beiden Geschäftsführer aufmunternd an und schob die Brille hoch, die mir halb die Nase heruntergerutscht war.

Hartmut Messner nahm einen Schluck Kaffee, räusperte sich und fing an. »Der Name Memento GmbH steht für ›Messner und Messner Nanotechnology GmbH‹. Wir sind seit vielen Jahren sehr erfolgreich am Markt und eines der führenden unabhängigen Nanotechnologie-Unternehmen in Deutschland.«

Wir sind gleich nach der Werbung wieder für Sie da.

»Unser Fokus liegt auf Nanobiotechnologie und Nanomedizin, und hier wiederum sind wir besonders stark in angewandter Forschung und Produktentwicklung. Kurz gesagt – das, was sich in unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung abspielt, ist das Herzstück unseres Unternehmens.«

»Können Sie uns etwas genauer erklären, welches die Anwendungsgebiete für Ihre Forschung und Produktentwicklung sind?«, fragte Eric, der sich genau wie ich Notizen auf seinem Laptop machte. Hartmut Messner nickte und fuhr fort: »Unter Nanobiotechnologie versteht man, grob gesagt, die Verbindung elektronischer und biologischer Systeme. Eins der bekanntesten Beispiele hierfür kennen Sie wahrscheinlich aus Star Trek: das Volk der Borg, also ein Volk von Wesen, deren Organismen zum Teil organisch und zum Teil künstlich und elektronisch gesteuert sind.«

Schöne neue Welt.

»Das hört sich natürlich erst einmal sehr futuristisch an, aber durch eine solche Verbindung kann es zum Beispiel gelingen, Stellen im menschlichen Körper zu überbrücken, an denen permanent geschädigte Nervenbahnen der körperlichen Funktion ein Ende gesetzt haben. Zum Beispiel könnte man bei Querschnittsgelähmten die Stelle, an der das Rückenmark irreparabel geschädigt ist, durch elektrische Impulse überbrücken, so dass die Befehle des Gehirns wieder an die unteren Gliedmaßen übertragen werden. Dieser Querschnittsgelähmte könnte wieder gehen.«

»Zapperlot«, entfuhr es mir.

Messner lächelte. »Sie sagen es, Frau Decker. Die Lahmen werden wieder laufen und die Blinden wieder sehen. Irgendwann. Damit aber noch lange nicht genug, denn die denkbaren Anwendungsgebiete für Nanoteilchen in der Medizin reichen von verfeinerten diagnostischen Verfahren über künstliche Befruchtung bis hin zu besser verträglichen Krebstherapien. Schauen Sie sich zum Beispiel die derzeit noch dominanten Behandlungsmethoden in der Onkologie an. Chemotherapie bedeutet, vereinfacht gesagt, nichts anderes, als dass wir den gesamten Organismus mit toxischen Stoffen überfluten in der Hoffnung, die krankhaften Zellen zu eliminieren. Der Kollateralschaden für den Körper ist immens. Wir werfen sozusagen eine Streubombe ab und wissen, dass in den allermeisten Fällen nicht nur das kranke Gewebe, sondern auch der gesunde Rest des Organismus massiv angegriffen wird.« Messners Augen hatten begonnen zu leuchten. »Jetzt stellen Sie sich mal nur für einen Moment vor, was es für Millionen von Krebspatienten bedeuten würde, wenn wir die Therapie direkt an die Stelle im Körper transportieren könnten, wo die krankhafte Zellveränderung sitzt. Durch eine solch gezielte Anwendung würde der Tumor ausgemerzt – aber ohne die massiven Nebenwirkungen, die wir heute in Kauf nehmen müssen. Ein sauberer klinischer Eingriff statt der Streubombe ist die Vision. Es gibt dann keine Patienten mehr, die statt an ihrem Tumor an den brutalen Behandlungsmethoden sterben, die momentan noch vielfach unsere einzige Option sind. Wir wissen immer noch zu wenig über die vielschichtigen Wege, wie Krebsarten entstehen – aber wir sind der festen Überzeugung, dass wir, was die Therapie angeht, nicht mehr weit von bahnbrechenden Behandlungsmethoden entfernt sind.«

Es entstand ein kurzes Schweigen, das Eric durch ein dezentes Räuspern unterbrach. »Ich möchte nicht der Spielverderber sein, Herr Messner«, begann er vorsichtig. »Aber nach dem, was ich gelesen habe, stehen den fast unbegrenzt erscheinenden Möglichkeiten der Nanotechnologie auch unkalkulierbare Risiken gegenüber.«

Rainer Messner nickte und schaltete sich ein. »Das ist richtig, Herr Müller-Schwan. Die Risiken sind schon in den Händen verantwortungsvoller Forscher schwer zu kalkulieren, da gibt es nichts zu beschönigen. Wir wissen noch zu wenig, um mit Sicherheit sagen zu können, welche genauen Risiken die neuen Möglichkeiten mit sich bringen und wie man diesen Risiken begegnen kann. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass die Ergebnisse unserer Forschung nicht in die falschen Hände geraten – in die Hände von skrupellosen Menschen, denen es nur um Profit geht, egal um welchen Preis.«

»Und Sie glauben, dass das im Moment nicht sichergestellt ist?«, fragte ich. »Sie vermuten einen Maulwurf in den eigenen Reihen?«

»Ganz recht«, nickte Hartmut Messner. »Ich möchte jetzt nicht auf die genauen technischen Details eingehen, aber wir haben schon etwas länger den Verdacht, dass mindestens einer unserer direkten Wettbewerber mehr weiß, als er sollte. Als wir vor Kurzem ein Patent anmelden wollten und dann feststellen mussten, dass bereits eine fast identische Anmeldung beim Patentamt vorlag, waren wir uns ganz sicher.«

Ich kannte zwar von Tahar schon die Antworten, wollte es aber von den Messners selbst auch noch einmal hören: »Warum glauben Sie, dass dieser Wettbewerber die genannten Fortschritte nicht genauso wie Sie hätte erzielen können?«

Rainer Messner kratzte sich beinahe verlegen am Kopf. »Legen Sie es uns bitte nicht als Arroganz aus, aber wenn ich es mal ganz salopp formulieren darf – mit den Hornochsen, die bei diesem Wettbewerber unterwegs sind, sind die nie und nimmer selbst zu den Kernerkenntnissen gekommen. Wenn ihnen jemand die Grundlagen übermittelt hat, haben sie damit sicher weiterarbeiten können, aber die haben einfach nicht die Entwicklungskapazitäten, um in so kurzer Zeit solch massive Fortschritte zu machen, wie wir sie zuletzt gesehen haben. Und dass deren erste Patentanmeldung haargenau in dem Themenbereich erfolgt ist, mit dem wir uns in der Nanobiotechnologie schwerpunktmäßig beschäftigen, ist mit Sicherheit kein Zufall.«

»Warum glauben Sie, dass das Leck bei Ihnen intern ist und die Daten nicht durch eine Sicherheitslücke in Ihrem IT-System entwendet wurden?«, fragte Eric.

Hartmut Messner warf Tahar einen kurzen Blick zu. »Wir arbeiten jetzt schon seit einer Reihe von Jahren mit Herrn Karim zusammen, und wir haben absolutes Vertrauen in seine Arbeit. Ich weiß nicht, ob Sie eine Vorstellung davon haben, wie oft das IT-Netz eines Unternehmens wie das unsere angegriffen wird, aber seien Sie versichert – es passiert sehr häufig. Wir reden hier im Laufe eines Jahres nicht von Hunderten, sondern von Tausenden von Angriffen – manche davon unglaublich stümperhaft und andere so raffiniert, dass man eigentlich nur noch annehmen kann, dass Staaten dahinterstehen und nicht irgendwelche Glücksritter. Kein einziger dieser Angriffe ist bisher erfolgreich gewesen. Also langer Rede kurzer Sinn«, schloss Hartmut Messner sein Statement ab, »wir haben absolutes Vertrauen in Herrn Karim und in die Integrität des Systems, das er aufgesetzt hat. Die zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen machen das tägliche Arbeiten zwar manchmal etwas beschwerlicher, als die Kollegen sich das wünschen würden, aber wir wissen den hohen Grad an Sicherheit zu schätzen. Und wenn Herr Karim uns sagt, dass die äußeren Sicherheitsschranken des Entwicklungsnetzwerks nicht durchbrochen wurden, haben wir nicht den Hauch eines Zweifels.«

Tahar strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

»Das sind die sogenannten harten Faktoren. Dann gibt es aber auch noch die weichen Faktoren, also die, auf die man schwerer den Finger legen kann«, ergänzte Rainer Messner. »Selbst wenn Forscher auf exakt dem gleichen Gebiet forschen und auch ihre Schwerpunkte fast identisch setzen, ist es normalerweise so, dass die einzelnen Forscher trotzdem ihre eigene Handschrift haben und sich ihre Arbeiten zumindest in Kleinigkeiten unterscheiden. Daran kann man – zumindest in unserem Bereich – häufig erkennen, ob Person A einfach von Person B abgekupfert hat oder ob sie wirklich gerade parallel, aber ohne Verbindung untereinander an der gleichen Sache forschen. Nun haben wir ja keinen einhundertprozentigen Einblick in das, was der Wettbewerber treibt, aber alles, was wir sehen, riecht für uns sehr stark nach einer von uns abgekupferten Handschrift und nicht nach einer individuellen. Und das alles zusammengenommen führt uns zu der festen Überzeugung, dass wir im Bereich Forschung und Entwicklung einen Maulwurf haben, der für die Konkurrenz arbeitet. Dieser Maulwurf muss so schnell wie möglich gefunden werden, denn er bedroht nicht nur unsere wirtschaftliche Existenz, sondern man darf auch das Gefahrenpotenzial nicht unterschätzen, wenn manche unserer Forschungsergebnisse in die falschen Hände fallen.«

Wieso muss ich jetzt nur an Frankenstein denken?

Hartmut Messner ergriff wieder das Wort: »Ich brauche wahrscheinlich nicht zu betonen, um was für eine delikate Angelegenheit es sich hier handelt. Wenn irgendwie nach außen dringt, dass wir ein Problem damit haben, unser geistiges Eigentum zu schützen, sind wir ganz schnell weg vom Fenster. Die Unternehmen und die Hochschulen, mit denen wir kooperieren, dürfen nicht mal den Hauch einer Ahnung bekommen, dass es ein Leck gibt, und diese Person muss so schnell wie möglich gefunden werden. Neben unserer Fachkompetenz ist das Vertrauen, das unsere Partner in uns setzen, unser Hauptkapital. Wenn das wegbricht, können wir zumachen.«

»Das ist bei uns ganz genauso, Herr Messner«, beruhigte ihn Eric. »Eine Detektei mit einem Diskretionsproblem würde es nicht lange geben, wie Sie sich denken können.«

Beide Messners nickten, während die Nieland ihren Medusa-Blick zwischen Eric und mir hin und her schweifen ließ.

»Gehen wir recht in der Annahme, dass der Maulwurf mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Forschungsabteilung selbst sitzt?«, fragte ich.

Hartmut Messner nickte. »Wir können es natürlich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, aber es wäre schon sehr verwunderlich, wenn es nicht so wäre. Erstens ist der Zugang zu dem ganzen Bereich für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die nicht dort arbeiten, schwierig bis unmöglich. Zweitens: Selbst wenn sich jemand Zutritt verschaffen könnte, müsste er oder sie sich ins System einloggen, um überhaupt verwertbare Informationen zu finden. Drittens muss die Person sich fachlich sehr gut auskennen, um überhaupt zu wissen, bei welchen Informationen sich ein Weitergeben nach außen lohnt und wie diese Informationen zu identifizieren sind.«

»Und viertöns«, schaltete Tahar sich mit seinem unverwechselbaren französischen Akzent ein, »registriert das Zugangssystem jedön, der den Bereich betritt und wiedör verlässt, und die Logs der letztön Monatö zeigön niemandön, der dort nichts zu suchön hattö.«

»Was ist mit der Putzfrau?«, hakte ich nach.

»Die beiden Damen sind in diesem Bereich nie alleine unterwegs. Das muss auch so sein, da wir sonst Probleme mit unserer Datenschutzzertifizierung bekämen. Ich halte es für ausgeschlossen, dass die sich, wenn sie vielleicht mal ein paar Minuten alleine in einem der Büros sind, mal eben ins System einloggen, die wichtigsten Daten identifizieren, kopieren und in der Kittelschürze verschwinden lassen.« Ein Lächeln zuckte bei der Vorstellung in Rainer Messners Mundwinkeln.

»Gut«, sagte Eric. »Herr Karim hat Ihnen, soweit ich weiß, unsere Vorgehensweise für solche Fälle bereits geschildert?«

Die Messners nickten, während der Blick des Habichts immer noch in klassischer Raubvogelmanier von Beute zu Beute ruckte.

»Wenn wir Herrn Karim richtig verstanden haben, treten Sie als Unternehmensberater auf?«

Eric nickte bestätigend.

»Was wir uns allerdings momentan noch nicht so recht vorstellen können, ist, wo genau wir Sie unterbringen, Frau Decker. Wir können Sie unmöglich in F&E, also den Entwicklungsbereich selbst einschleusen, denn dafür braucht man hochspezialisierte Fachkenntnisse. In allen anderen Bereichen haben Sie aber keinen ungehinderten Zugang zu den F&E-Abteilungen. Unter anderem deshalb haben wir die Leiterin unserer Personalabt…«

Der Habicht ließ den eigenen Chef nicht mal ausreden und krächzte mich giftig an: »Was können Sie denn?«

Oha. Zickenalarm allererster Güte.

»Oder was haben Sie mal gelernt?«

»Nix«, konnte ich mir nicht verkneifen. »Jedenfalls nichts Anständiges.«

Eric tutete auffällig lange in ein riesiges, weißes Stofftaschentuch, das er blitzschnell aus der Jackentasche gezogen hatte.

Die Nieland warf ihren Chefs einen leidenden Blick zu und sagte dann sauertöpfisch: »Dann würde ich sagen, sind Sie im Marketing am besten aufgehoben. Da hat nämlich auch keiner was Anständiges gelernt.«

Uuuh. Professionelle und motivierende Personalentwicklung wird bei uns großgeschrieben.

Die Messners schauten etwas betreten drein, aber bevor sie etwas sagen konnten, um ihre griesgrämige Kollegin zur Ordnung zu rufen, zeigte ich dem Habicht in einem unterkühlten Lächeln die Zähne und säuselte: »Ach, Frau Nieland, das ist ja eine hervorragende Idee. Wir hatten bereits genau in die gleiche Richtung gedacht.« Ich zog die Notizen auf meinem Laptop zurate und sprach statt dem Zicken-Habicht die beiden Geschäftsführer an. Blöde Kuh. »Ich nehme an, Sie stellen nächstes Jahr auf der Research & Technology und auf der Powtech aus?«

Die Messners sahen sich überrascht an. »In der Tat«, sagte Hartmut Messner. »Das sind zwei der wichtigsten Messen für uns, allerdings nicht die einzigen.«

»Umso besser. Ich gehe recht in der Annahme, dass Ihre Marketingabteilung sich nicht beschweren würde, wenn Sie für die Messeorganisation jemanden einstellen, um die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten?«

»Haben Sie schon mal jemanden getroffen, der sich beschwert, wenn er zusätzliches Personal bekommt?«, gab Rainer Messner trocken zurück.

»Das dachte ich mir«, grinste ich. »Dann wäre dieses kleine Problem somit schon gelöst. Wie es der Zufall will, habe ich in meiner professionellen Laufbahn schon eine Menge mit Handelsmessen in ganz Deutschland und Europa zu tun gehabt.« Ich kreuzte unter dem Tisch Zeige- und Mittelfinger meiner rechten Hand. »Es wird also niemand merken, was der eigentliche Grund für meine Anwesenheit im Unternehmen ist. Und was den Zugang zum F&E-Bereich angeht, Herr Messner, machen Sie sich mal keine Sorgen. Wenn ich irgendwo hineinwill, dann komme ich da auch rein.«

Ob die beiden Herren den letzten Satz eher beruhigend oder alarmierend fanden, war nicht ganz auszumachen, auf jeden Fall schienen sie erleichtert, sich keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen, wie genau die Anti-Maulwurf-Einheit sich einschleichen würde.

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»Gut«, Eric hatte sein handtuchgroßes Taschentuch wieder weggepackt und klatschte jetzt erfreut in die Hände. »Dann wäre das ja auch geklärt. Wenn wir allerdings am Montag bereits loslegen sollen, gibt es noch eine Menge zu tun.«

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Erleichtert lehnte ich mich an die Tür, durch die wir die Messners und den Habicht gerade verabschiedet hatten. Meine erste Amtshandlung bestand darin, meine schmerzenden Füße aus den Stöckelschuhen zu befreien.

»Jetzt musst du mir nur noch verraten, wo um Himmels willen du Erfahrung mit Handelsmessen in Deutschland und Europa herhast.« Eric lockerte seine Krawatte und zog das Jackett aus. Sammy, der ewig Hoffnungsvolle, stand schwanzwedelnd vor uns. Es MUSSTE doch einfach was zu fressen geben.

»Da staunst du, was?«, grinste ich und kraulte Sammy hinter den Ohren. »Allerdings musste ich die Herrschaften notgedrungen über die genaue Natur meiner Messeerfahrung etwas im Unklaren lassen.«

Eric hob interessiert eine Augenbraue.